Auf dem Boden der Tatsachen

Titou, Carmen Schubert

 

Eigentlich müsste alles in Ordnung sein. Ich bin da, mein Mensch ist da. Wir streiten uns, reden aneinander vorbei, vertragen uns, reden miteinander, sitzen an einem Sonntag im Frühling in der Sonne und existieren.  Aber da ist ein Gefühl, das zum ständigen Begleiter geworden ist. Den ganzen Tag, jeden Tag, taucht es auf und legt sich wie ein grauer Schleier über meine Zeit. Wenn mein Mensch nicht da ist, wird es besonders düster und aussichtslos, aber auch wenn er bei mir ist.

 

Mein Mensch ist schon einmal weg gegangen, was die Sache sicher nicht einfacher macht. Ich erinnere mich an die Schmerzen, die theoretisch nur im Kopf sein sollten. Trotzdem brannte mein Körper, als hätte man im Inneren, irgendwo zwischen Kehle und Herz ein Glas Säure ausgekippt.

 

Wie eine seltsam verdrehte Kreatur kommt die Angst dann auf dich zu geschlichen, kriecht dein Bein hinauf, über deinen Rücken, windet sich um deinen Körper und nistet sich bei dir ein; als Gedanke, ganz tief ins Unterbewusstsein. Und als hätte man die Zeit zurückgedreht, beginnt mein Körper in Flammen aufzugehen. Nur wenige Stunden, bevor mein Mensch vorbeikommt, liege ich auf dem Boden im Flur, durchflutet von Schmerz und der panischen Angst, dass der Morgen nach der Katastrophe kommt und sich gnadenlos wiederholt. An dem ich aufwache und nach zwei Sekunde weiß; du bist weg.